Wie Rolf Weber in Wyk durch nachhaltiges Bauen günstige Mieten möglich machen will
Anna Goldbach
Das Wort "Nachhaltigkeit" sei zum Modewort geworden. "KfW 40 ist längst Standard", sagt Bauherr Rolf Weber, der es sich zum Ziel gemacht hat, eben diesen Standard bei den beiden Bürohäusern, die er derzeit im Wyker Industriegebiet bauen lässt, zu toppen. Dabei behilflich soll das Unternehmen sein, das auch den Dachstuhl des Lanserhof auf Sylt, gebaut hat. Wie genau er das aber erreichen will? Wir haben nachgefragt.
Zur Erinnerung: 2019 entstand die Idee unter dem Projektnamen "Raum für alle", "optimale Büroflächen in hübschen Gebäuden und bei Erfüllung aller ökologischen Maximalstandards und das zu bezahlbaren Mietpreisen" zu bauen. Dafür wurden die ersten Voraussetzungen bei der Verdichtung des Bodens im Januar bereits geschaffen.
Auf der Suche nach Mietern
Das erste Gebäude im Holzrahmenbau steht bereits. Und das Zweite? Damit, so Weber, würde im April begonnen – nur Mieter müssten sich noch finden. Diese, so betont er, hätten dann auch die Möglichkeit, Wünsche zur Gestaltung der Räumlichkeiten zu äußern.
Zum 1. März soll das erste Haus an die Mieter, drei an der Zahl, übergeben werden. Ins Erdgeschoss zieht Webers Sohn mit seiner Ferienvermietung "Ferien auf Föhr", ansonsten könne er noch keine Namen nennen. Ein Rechtsanwalt und ein Steuerberater würden "höchstwahrscheinlich" einziehen. So weit, so gut. Aber wie sieht es denn nun mit der Nachhaltigkeit aus? Auch wenn die generellen Rahmenbedingungen sich durch Pandemie, Personalmangel und Energiekrise massiv verändert hätten, habe man an den Planungen festgehalten, sagt Rolf Weber. Konkret bedeutet das, dass die Baukosten um 35 bis 40 Prozent gestiegen sind. Für das erste Gebäude habe man noch eine KfW-Förderung erhalten, für das zweite sei das nicht der Fall. Warum dennoch daran festhalten? "Weil wir den nachfolgenden Generationen, unseren Kindern und Enkeln, etwas hinterlassen wollen, das keine tickende Zeitbombe ist", erklärt Bauherr Weber. Zwölf Euro Quadratmeterpreis vor Mehrwertsteuer plus Nebenkosten soll die Miete kosten. Die Nebenkosten würden dabei durch die Bauweise möglichst gering gehalten und sollten ein bis zwei Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen. Wie soll das funktionieren? Durch Photovoltaikanlagen (PV-Anlage) zum Beispiel.
"Energiekosten gibt es bei uns nicht". Weder Öl- noch Gasheizung oder einen Fernwärmeanschluss gibt es bei Weber. Klar, das gehört zum KfW-40-Standard. Stattdessen setzt man auf PV-Anlagen. Diese soll auf die gesamte Dachfläche gebaut werden, obwohl das zur Deckung des eigenen Strombedarfs nicht nötig wäre. Dadurch können nicht nur die Mieter, sondern auch einen Geothermische Wärmepumpe versorgt werden. Bedeutet: kostenlose Wärme und Kühlung. Und, dass hier sogar die Anforderungen für ein Effizienzhaus 40 Plus erfüllt werden. "Abdecken des Wärme- und Kälteenergiebedarfs zu mindestens 55 Prozent mit erneuerbaren Energien", ist dafür nämlich Voraussetzung. Darüber hinaus sollen alle 30 Pkw-Stellplätze mit Ladeinfrastruktur versorgt werden. Angefangen wird mit sechs Ladepunkten. Auch diese sollen über die PV-Anlage gespeist werden. "Die Ladeinfrastruktur wird sehr intelligent sein", so Weber. Aber halt stopp, wie das denn? "Das bedeutet, dass wir unseren Strom produzieren und den Überschuss in unsere eigenen Stromspeicher schieben", erklärt er. Das intelligente System mit dem dann gearbeitet würde, wird jedem Fahrzeug "seinen Strom fest zuordnet". Dass das Gebäude über einen Stromspeicher verfügt, ist übrigens ebenfalls die Anforderung für KfW 40 Plus - hier kann Weber also durchaus behaupten, den Standard zu toppen.
Grüner Treibstoff aus dem Stromspeicher
Als Beispiel: Einmal um die Insel herumfahren sind 35 Kilometer – 100 Kilometer sollten dann im Normalfall also ein paar Tage reichen. Das kann im System dann so hinterlegt werden, dass die Autos bis zu eben dieser Reichweite aufgeladen werden. "Das aber auch nur dann, wenn die Speicher bis zu 70 Prozent gefüllt sind, sodass wir nur mit dem Überschuss arbeiten". Sollte in Einzelfällen ein höher Bedarf benötigt werden, gebe es Wege das System zu überlisten, so Weber weiter.
Warum Holz das bessere Baumaterial ist
Man arbeite außerdem mit dem Bauunternehmen Schütt Holzbau zusammen, erzählt Weber dann. Dieses hat nicht nur den Dachstuhl des Lanserhof auf Sylt gebaut, sondern arbeitet unter anderem für ein großes Unternehmen, das ebenfalls einen Standard über KfW 40 voraussetzt. So würde beispielsweise darauf geachtet, dass Dämmmaterialien so eingesetzt würden, dass sie rückbaubar beziehungsweise umweltverträglich und recyclebar seien. Stichwort: Ökologische Baustoffe. Außerdem setzt Schütt Holzbau, wie der Name schon sagt, auf Holz. Und dieses hat als Baumaterial, wenn es um Klimaschutz geht, zwei Vorteile. Zum einen: es wächst nach. Am Beispiel des in der Hamburger Hafencity entstehenden Holzhochhauses, für das um die 5.500 Kubikmeter Holz eingeplant sein sollen, würde das benötigte Holz in knapp 25 Minuten in deutschen Wäldern nachwachsen. Der zweite Vorteil von Holzbauten aus Klimaschutz-Sicht: Holz speichert Kohlendioxid. Jede Tonne Holz spart, im Vergleich zu Beton, also mineralischen Baustoffen, zwei Tonnen CO2-Emissionen ein.