ZDF Beitrag zu den illegalen Ferienwohnungen auf Föhr
Auf Föhr und anderen nordfriesischen Inseln wie Sylt und Amrum gibt es ein wachsendes Problem mit illegal vermieteten Ferienwohnungen. Der Landkreis Nordfriesland geht verstärkt gegen diese Praktiken vor, um den knappen Wohnraum für Einheimische zu schützen und sicherzustellen, dass alle Unterkünfte den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Schätzungen zufolge könnten bis zu 50 Prozent der Ferienwohnungen auf diesen Inseln illegal sein, was auf Föhr etwa 1.500 betrifft.
Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Wohnsituation auf den Inseln zu verbessern und sicherzustellen, dass auch in Zukunft bezahlbarer Wohnraum für Einheimische zur Verfügung steht. Gleichzeitig führt die Reduzierung illegaler Ferienwohnungen zu Bedenken bei der Tourismusbranche, die befürchtet, dass weniger verfügbare Unterkünfte die Zahl der Touristen und damit die Einnahmen beeinträchtigen könnten.
Beitrag von Robert Weber im Inselradio Föhr
Kontrollen von illegalen Ferienwohnungen auf Föhr: Robert Weber, der Vorstandsvorsitzende der Föhr Tourismus Agenturen e.V. spricht im Gespräch mit unserem Reporter über seine Bedenken und den Brief an Ministerpräsident Daniel Günther.
Pressemitteilung der SHZ
Agenturen laufen Sturm gegen Kontrollen
Dachverein der Vermieter schreibt Brief an Daniel Günther Unterzeichner auf Föhr und Amrum befürchten hohe Verluste
Von Jörg Brökel
Wenn die Kontrollen so umgesetzt werden, verlieren wir 30 bis 40 Prozent unserer Ferienimmobilien_ Dann können wir die Insel abschließen", sagt Lars Martin Thomsen. Er ist der Mitunterzeichner eines Briefes an den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther. Thomsen ist der Eigentümer von „Die Wykinger — Föhr-Vermietung" _ Einer Agentur für Ferienwohnungen auf Föhr. Der Brief, den offiziell der Dachverein der Föhrer Vermietungsagenturen an Günther geschrieben hat, beschäftigt sich natürlich mit den Auswirkungen, die die baurechtlichen Kontrollen des Kreises Nordfriesland zu illegalen Ferienwohnungen habem Denn diese neuerdings verschärften Kontrollen gegen Ferienwohnungen, die nicht zu Baurecht und B-Plänen passen, haben auf Föhr, Amrum und Sylt Verunsicherung und Widerstand hervorgerufem.
Der Brief wurde in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Illustrer Kreis hat unterschrieben Unterschrieben hat ihn ein illustrer Kreis von Protagonisten aus dem touristischen Umfeld auf Föhr und Amrum. Da finden sich die Unterschriften von zwei Mitgliedem des Dachvereins „Föhr Tourismus Agenturen" Robert Weber und Lars Martin Thomsem Weiterhin unterschreiben Bemd Wigger (Handels- und Gewerbeverein Föhr), Peter-Boy Weber (Föhr-Amrumer Unternehmer e.V.), Jochen Gemeinhardt (Föhr Tourismus GmbH), Angelika Hesse (Dehoga Föhr-Amrum) und Olaf Ketelsen (Ortsverband der Handwerkerschaft Föhr).
Alle Unterzeichner eint die Sorge, dass die verstärkten Kontrollen gegen nicht genehmigte und bisweilen auch nicht genehmigungsfähige Ferienwohnungen auf Föhr und deren drohende Schließung schwerwiegende Folgen für die Insel hätte. „Schätzungen zufolge sind allein auf Föhr zwischen 1000 und 1500 Vermietungseinheiten betroffen, was einem Drittel bis Hälfte des Vermietungsbestandes unserer Insel entspricht", schreiben die Verfasser des Briefes. Die Folgen seien erhebliche wirtschaftliche Verluste, einhergehend mit der Gefährdung von Arbeitsplätzen und der lokalen Infrastruktur. An einem Beispiel soll dem Adressaten, dem Ministerpräsidenten des Landes, die wirtschaftliche Dimension der drohenden Ferienwohnungsschließungen verdeutlicht werden. „Weil wir eine Vollbelegung in den Sommermonaten aufweisen (Juli und August 70 Prozent des Umsatzes bei fast 100 Prozent Belegung), können die Feriengäste nicht anderweitig untergebracht werden.
Wir sprechen allein in den Monaten Juli und August um einen Verlust in Höhe von 9 Millionen Euro pro Jahr auf Föhr___", heißt es in dem Schreiben Ein wesentliches Problem stellten die kurzen Zeitspannen dar, „die uns durch die jüngst angekündigten Kontrollen bleibt", so Robert Weber und Co. Denn die Überarbeitung von Bebauungsplänen dauere erfahrungsgemäß Jahre. Auch werde das Wohnraumproblem auf den Inseln mit dem Schließen von Ferienwohnungen nicht gelöst, bezweifeln die Unterzeichner des Briefes. Man wolle gemeinsam mit allen Beteiligten tragfähige Lösungen erarbeitem „Wir sind bereit konstruktiv mitzuwirken, benötigen jedoch ausreichend Zeit und Planungssicherheit", so die Verfasser. Der angekündigte Schnellschuss des Kreisbauamtes sei der falsche Weg .
Vor dem Föhrer Bündnis hatten sich bereits Sylter Untemehmer und die dortige Dehoga gegen „unverhältnismäßige" Kontrollen durch das Bauamt des Kreises Nordfriesland gewandt Auch der frühere Wirtschaftsminister und heutige tourismuspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Bernd Buchholz, kritisierte die Kontrollen des Kreises und forderte ein Eingreifen der Innenministerin. Allerdings hatte das CDU-geführte Innenministerium auf Anfrage der Sylter Rundschau darauf verwiesen, dass es sich bei dem Verfahren in erster Linie um eine Entscheidung der politischen Willensbildung vor Ort handele. Das Land habe hier keine Weisungsbefugnis. Und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) verwies darauf, dass es „eigentlich nichts Neues ist, dass Ferienwohnungen einer korrekten Genehmigung bedürfen und nicht in jedem Gebiet gebaut werden dürfen." In reinen Wohngebieten führe das erfahrungsgemäß zu Konflikten und sei auch der Tourismusakzeptanz nicht dienlich. Rudert der Kreis bereits zurück?
Auch beim Kreis Nordfriesland war die Sylter Kritik angekommen und stieß nicht auf ganz taube Ohren. Dort sieht man, dass die Gemeinden für die entsprechenden Planungsprozesse mehr Zeit brauchem „Um den Druck nicht zu erhöhen, werden wir uns bei den Kontrollen deshalb in den nächsten ein, zwei Jahren auf Gebiete konzentrieren, in denen die Gemeinden ohnehin bei ihren planerischen Festsetzungen bleiben wollen", erklären Landrat Lorenzen und Kreisbaurat Jansen in einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag. Lars Martin Thomsen vom Dachverein der „Föhr Tourismus Agenturen" sieht darin ein „erstes Zurückrudern des Kreises". Es sei natürlich klar, dass illegale Ferienwohnungen dicht gemacht werden müssten. Nur die Plötzlichkeit und die Massivität des Vorgehens kann der Agenturbesitzer nicht nachvollziehen. „Über Jahrzehnte hat auf der Insel kein Hahn danach gekräht, wie sich die Ferienwohnungslage entwickelt hat", kritisiert der 41-jährige Föhrer die jetzige Situation. Aus der Staatskanzelei des Landes Schleswig-Holstein gab es auf Nachfrage unserer Redaktion gestern noch keine Reaktion zu dem Schreiben.