Alle Welt redet von Nachhaltigkeit – und das so nachhaltig, dass man den Verdacht haben könnte, es sei modisch, darüber zu sprechen. Wenn man mit Robert Weber über Nachhaltigkeit spricht, dann spürt man schnell, dass es ihm weniger ums Reden als ums Handeln geht. Wir treffen uns in seinem Wyker Büro.
Hell, klar, einladend und freundlich wirken hier Mobiliar und Farbgebung. Auf dem Schreibtisch des jungen Unternehmers, der in der zweiten Generation nach Studium und Ausbildung gemeinsam mit seiner Frau Saskia die von seinen Eltern gegründete Ferienvermietung Weber führt, liegen weder Papierberge noch Stiftsammlungen. „Als nahezu papierloses Unternehmen verschicken wir Reisebestätigungen, Rechnungen und Verträge digital“, erklärt der 25-Jährige die saubere Klarheit in seinem Büro. Damit sind wir beim Thema: Was bedeutet für einen professionellen Vermiete von Ferienimmobilien das Stichwort Nachhaltigkeit? „Ein guter Gastgeber zu sein heißt auch, wenig von der Umwelt zu nehmen“, antwortet Robert Weber, um gleich mit einigen ganz praktischen Maßnahmen zu beschreiben, wie seine Agentur Nachhaltigkeit umsetzt. „Wir verwenden nur umweltfreundliche Reinigungsmittel und verzichten auf Plastik. Darum liegen zum Beispiel in allen Feriendomizilen Holzbürsten für den Abwasch aus. Und bei der Anreise finden Sie die wichtigsten Verbrauchsmaterialen bereits vor in Ihrem Quartier. Das spart den Weg zum Einkaufen.“
Robert Weber scheint das Gespräch über Nachhaltigkeit nicht nur Freude zu bereiten, man spürt auch die Ernsthaftigkeit, mit der er es betrachtet. „Gerade in Corona-Zeiten haben wir ja erkennen müssen oder dürfen, dass Urlaub im eigenen Land viele Vorteile hat. Mancher fragte sich, warum auf die Malediven fliegen, wenn man auch nach Föhr reisen kann? Unsere Antwort darauf war schon vor Corona: Verglichen mit dem Tropenparadies bietet ein Urlaub auf Föhr einige nachhaltige Vorteile. Zum Beispiel können Sie klimaneutral mit der Bahn anreisen.“ Auch der Umgang mit Energie und Müll sind bei der nachhaltigen Betrachtung eines Robert Weber wichtige Anliegen. „Wir betreiben hier auch keine Dieselgeneratoren zur Stromgewinnung, sondern nehmen den Wind, den die Natur uns schenkt. Müll kippen wir nicht ins Meer. Stattdessen achten wir darauf, dass er gar nicht erst entsteht. Und mit rund zehnmal weniger Einwohnern pro Quadratkilometer dürfte Föhr auch in puncto Ruhe und Erholung die Nase vorn haben.“
Wenn es um den Klimaschutz geht, hat der engagierte Vermieter und Gastgeber einiges unternommen, „um unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Zum Beispiel lassen wir unsere Emissionslast regelmäßig ermitteln und kompensieren unsere CO₂-Emission zu 100 Prozent. Seit 2020 sind wir offiziell klimaneutral.“ Klar, dass man im Hause Weber auch die Mobilität so organisiert, dass die gute Bilanz nicht durch Auspuffgase wieder zunichtegemacht wird. „Für kurze Dienstwege – und das sind die meisten – steigen wir aufs Lastenrad. Für längere Strecken in einen vollelektrischen Mini Cooper.“
Robert Weber betont im Gespräch aber auch, dass nicht etwa er erst auf all diese Ideen gekommen ist. Seine Eltern, Mutter Ingrid und Vater Rolf, sind in gewisser Weise Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit. Ingrid Weber gehört zu den Gründern von Plastikfrei-wird-Trend – einer Initiative für die Vermeidung von Plastikmüll an den Küsten Schleswig-Holsteins. Damit Plastikflaschen bald der Vergangenheit angehören, betreiben Webers seit 2019 Föhrs erste – und bisher einzige – Refill-Station, an der Passanten ihre Wasserflaschen kostenfrei mit Leitungswasser auffüllen können.
„Trends kann man folgen. Oder setzen“, schmunzelt Robert Weber. Damit sind wir beim Ausgangspunkt unseres Gespräch und der Frage, wird über Nachhaltigkeit nur gern gesprochen, aber nur ungern etwas dafür getan? Gibt man sich gern den „grünen Anstrich“ und lässt dahinter alles beim Alten? Robert Weber will nicht Oberfläche, sondern Hintergrund und Substanz. „Als Vermittler von Ferienimmobilien sind wir immer nur so nachhaltig wie die Wohnungen und Häuser, die wir anbieten. Darum berät vor allem meine Frau unsere Eigentümer und die, die es werden wollen, sehr kompetent zu diesem Thema. Einen wesentlichen Beitrag können Immobilienbesitzer besonders in der Planungs- und Realisierungsphase leisten. Von der Auswahl nachhaltiger Rohstoffe bis zum Beauftragen regionaler Handwerksbetriebe kann der Nachhaltigkeitsgedanke in diversen Ansätzen verankert werden, sowohl beim Neubau als auch bei der Renovierung eines historischen Friesenhauses.“ Bei aller Nachhaltigkeit muss sich aber ein Objekt auch wirtschaftlich betreiben lassen. Robert Weber ist nicht nur Idealist – er ist auch Unternehmer. Einer, der weiß, was man tun muss, wenn man erfolgreich sein will. Für ihn gilt deshalb: „Eine nachhaltig zertifizierte Immobilie zahlt sich nicht nur für die Umwelt aus, sondern auch für die Vermietung.“
Autor: Michael Stitz
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