shz.de - Insel-Talk vom 31.01.2025 

Was kann, was will Föhr? Insulaner diskutieren beim ersten Insel-Talk des Insel-Boten

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Föhr im Fokus: Beim ersten Insel-Talk des Insel-Boten diskutierten Einwohner über die Zukunft ihrer Urlaubsinsel. Wie kann Föhr attraktiv bleiben, trotz gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen?

Föhr im Fokus: Beim ersten Insel-Talk des Insel-Boten diskutierten Einwohner über die Zukunft ihrer Urlaubsinsel. Wie kann Föhr attraktiv bleiben, trotz gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen?

Premiere für den Insel-Talk des Insel-Boten am Freitagabend in der Nationalparkhalle: „Es ist der Versuch, miteinander zu reden und nicht nur übereinander“, begrüßte Insel-Bote-Reporter und Moderator Jörg Brökel die 100 Gäste, die der Einladung des Insel-Boten gefolgt waren. Und das kam offensichtlich gut an.

Am Ende der etwa zweistündigen Veranstaltung mit fünf Podiumsgästen und Diskussion aus dem Publikum waren sich die Gäste einig: Solche Talkshows braucht die Insel. Und es sind bereits weitere geplant. Die beiden nächsten Talkshows des Insel-Boten finden im Februar und März statt. Themen, die den Föhrern am Herzen liegen, gibt es genug. Auch das zeigte der Insel-Talk. Und wer am Freitag nicht in der Nationalparkhalle dabei dabei sein konnte, hatte und hat noch immer die Möglichkeit, die Diskussion im Livestream zu verfolgen.

„Rezession im Reiseparadies: Wie steht es um die Zukunft der Urlaubsinsel Föhr?“ war das Thema der Premiere. Darüber diskutierten auf dem Podium Ferienwohnungsvermieter Robert Weber, Amtsvorsteherin Heidi Braun, Hotel- und Restaurantbetreiberin Sandra Danner, W.D.R-Chef Axel Meynköhn und FTG-Geschäftsführer Jochen Gemeinhardt.

Da ist noch Luft nach oben

Einig waren sich die Diskutanten, dass Föhr „Potenzial hat, dass gehoben werden kann“, wie Sandra Danner sagte und dass man „über die positiven Entwicklungen sprechen, guten Service bieten und den Feriengästen durch herzliche Gastfreundschaft die Idylle unserer Insel näherbringen“ sollte, wie Robert Weber meinte.

Hausgemachte Probleme?

Steht die Insel also gar nicht so schlecht da? Von „Rezession“, wie Jörg Brökel den Abend thematisch anmoderiert hatte, könne jedenfalls nicht die Rede sein, waren sich die Gäste einig. Dennoch lässt sich Föhr nicht abkoppeln von den Veränderungen im Gästeverhalten, verursacht durch die gesamtwirtschaftliche Lage und die Tatsache, dass Urlauber heute weniger Geld im Portemonnaie haben als früher. Die Aufenthaltsdauer der Gäste nimmt ab, Restaurantbesuche werden weniger und der Wettbewerb mit touristischen Hotspots auf dem Festland wie Flugreisen in wärmere Gefilde bleiben eine Herausforderung für den Tourismus − auch auf Föhr. „Aber welche Probleme der Urlaubsinsel Föhr sind denn hausgemacht?“, fragte Jörg Brökel in die Runde.

Nicht genügend Angebote

Sandra Danner, die mit ihrem Mann das Landhaus Danner in Oevenum betreibt, hat dazu eine klare Meinung: „Die Gäste möchten Geld hier lassen, sie möchten essen gehen, aber es gibt nicht genügend Angebote. Im Sommer ist es schwierig, ohne Reservierung einen Platz zu bekommen.“

Dass sich „Öffnungszeiten von Restaurants zuweilen nach den Vorlieben der Pächter richten“, kritisierte Axel Meynköhn. Jochen Gemeinhardt hielt dagegen, dass man niemandem Öffnungszeiten vorschreiben könne. Es gebe aber durchaus auch Betriebe, die in der Nebensaison durchgehend geöffnet seien und damit gute Erfahrungen gemacht hätten.

Wie bleibt Föhr attraktiv?

Und wie bleibt Föhr trotz Rezession attraktiv? Amtsvorsteherin Heidi Braun hält jedenfalls nicht viel von der Einordnung in verschiedene Zielgruppen. „Wir sollten nicht um eine bestimmte Altersgruppe werben, sondern mit uns werben. Mit unserer Insel, dem Grün, den tollen Unterkünften. Und wir sollten nicht genervt Gästen gegenüber sein, sondern freundlich und positiv nach vorn gucken“, warb sie. Axel Meynköhn richtete den Blick von außen auf Föhr: „In Hamburg wissen die Leute schon nicht mehr, wie man Wyk ausspricht“, berichtete der Reederei-Chef und forderte ein besseres „Destinationsmarketing“.

Publikumsrunde nach der Pause

Wieviel Tourismus tut der Insel gut und wieviel können die Insulaner ver- und ertragen, um sich nicht fremd in ihrer eigenen Heimat zu fühlen? Dieses Spannungsfeld, das seit Corona in allen touristischen Hotspots mehr denn je diskutiert wird, war auch das bestimmende Thema in der Publikumsrunde nach einer kurzen Pause am Freitagabend.

Während der gebürtige Föhrer Helge Johannsen es einfach nur „ruhiger, leiser“ möchte und sowohl Veranstaltungen wie das Südstrand-Open-Air wie auch das Aquaföhr und die Mittelbrücke ablehnt, setzten sich andere differenziert mit der Zukunft der Insel auseinander.

Der Künstler Andreas Petzold etwa wünscht sich mehr Beteiligungsformen für die Insulaner, Holger Asmussen aus Alkersum schärfte den Blick für einen möglichen Gesundheitstourismus, der Ältere in der Nebensaison nach Föhr locken könnte. Und auch das Problem der illegalen Ferienwohnungen liegt den Föhrern auf der Seele. Vielleicht ein Thema für den nächsten Insel-Boten-Talk? Wer weiß.

Am Ende, das wurde in allen Wortbeiträgen deutlich, geht es auf Föhr wie auch in anderen Tourismusorten immer um die Frage der Balance. Die Föhrerin Martina Siegmund brachte es so auf den Punkt: „Gäste und Einwohner sollten sich wohlfühlen, alles muss ein Maß haben. Und wenn die Einwohner glücklich sind, sind die Gäste noch glücklicher.“

Helge Johannsen wünscht sich Föhr ruhiger und leiser. Insel-Bote-Reporterin Jessica Höffner (stehend) hält das Mikrofon. Foto: Benjamin Lehmann

Holger Asmussen glaubt, dass Föhr mit Gesundheitstourismus stärker punkten könnte. Foto: Benjamin Lehmann

Andreas Petzold wünscht sich mehr Bürgerbeteiligung. Foto: Benjamin Lehmann

Martina Siegmund plädiert für ein maßvolles Miteinander von Insulanern und Gästen. Foto: Benjamin Lehmann