shz.de - Lokalnachrichten am 14.10.2023

Föhrer Ferienhaus-Vermietung 2.0: Wenn der Berater über die Webcam kommt

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Von Jörg Brökel | 14.10.2023, 09:17 Uhr

Robert Weber im neuen Eckbüro, mit Blick in die Marsch.  FOTO: JÖRG BRÖKEL

2007 war es, als Apple sein erstes iPhone vorstellte. Seither wird auf Handy-Bildschirmen getippt, gewischt, gezoomt. Und auch im Bereich Ferienhausvermietung tut sich auf Föhr digital einiges.

Von seinem Eckbüro hat Robert Weber einen weiten Blick in die grüne Föhrer Marsch. Hier sitzt der Chef der Ferienhausagentur Weber oft am Schreibtisch und blickt auf seine drei Computer-Bildschirme. Für den Blick in die Marsch bleibt oft wenig Zeit. Es gibt viel zu tun. Seit dem 1. März dieses Jahres hat „Ferien auf Föhr“ nun sein Domizil hier am nördlichen Rand des Wyker Gewerbegebiets. „Wir
waren seinerzeit die ersten Mieter hier“, erklärt Robert Weber.

Der 28-Jährige ist der Chef von 29 Mitarbeitern, die 170 Objekte auf ganz Föhr vermieten und reinigen. Und das dritte Standbein ist seit 2020 der Verkauf von meist hochpreisigen Objekten. „Wir haben gerade fünf Objekte im Angebot“, erklärt Robert Weber. Seit 2021 führt er das Unternehmen, was seine Eltern seit dem Jahr 2000 aufgebaut haben. Die Bielefelder hatten sich nach einem Kuraufenthalt der Mutter in die Insel verliebt und sich kurzerhand entschlossen, ihre Zelte in Ostwestfalen abzubrechen, um hier zu leben. Mit einem Büro in der eigenen Wohnung und einer einzigen Immobilie in der Vermarktung ging es im Jahr 2000 los.

Außenstelle ohne Mitarbeiter nur mit Bildschirm: Sandwall 6 in Wyk FOTO: JÖRG BRÖKEL

Daraus ist nun einiges mehr geworden. Nicht nur die Anzahl der Mitarbeiter und der Objekte ist erheblich angestiegen seit jener Zeit. Auch in Sachen Kommunikation geht die Agentur neue Wege. So betreibt Weber am Sandwall 6, also mitten in der Wyker Innenstadt, inzwischen einen digitalen Anlaufpunkt ohne jeglichen Mitarbeiter vor Ort. „Wir hatten den Raum eigentlich seinerzeit als Arbeitsraum für Mitarbeiter genutzt, weil unser altes Büro an der Boldixumer Straße aus allen Nähten platzte“, erklärt Robert Weber.

Ehemaliger Büroraum wurde zu einer digitalen Außenstelle umgemodelt

Doch dieses Problem gebe es seit dem Umzug ins Wyker Gewerbegebiet nicht mehr, sagt Weber. Auf über 300 Quadratmetern finden die acht Bürokräfte reichlich viel Raum zum Arbeiten. Also modelte Weber den Raum zu einer Art digitalem Reisebüro um. „Die Idee dazu kam mir, als ich eine Bankfiliale in Bad Hersfeld besuchte“, lacht er. Dort hätte sich neben den Bankautomaten auch eine Art Videozentrale befunden.

Per geteiltem Bildschirm hat der Besucher Kontakt zum Berater, der zugleich auch Angebote auf dem Bildschirm platzieren kann. FOTO: JÖRG BRÖKEL

Und so wurde aus dem ehemaligen Büroraum so etwas, wie eine digitale Anlaufstelle für Kunden der Ferienhausvermittlung. Oder für Interessenten an einem Feriendomizil auf der Insel Föhr. In dem Raum befinden sich ein Bildschirm und ein Klingelknopf. Drückt der Kunde den Knopf, dann geht das Anrufsignal gleichzeitig in der Rezeption und an allen Arbeitsplätzen in der Ferienhausagentur ein. An einem speziellen Videoarbeitsplatz kann der Mitarbeiter dann den Anruf entgegennehmen.


"Ganz viele Gäste nutzen die Technik aber auch, um sich persönlich bei uns zu bedanken"

Robert Weber
Geschäftsführer "Ferien auf Föhr"


„Der Besucher am Sandwall kann dann unseren Mitarbeiter auf einem Bildschirm sehen und mit ihm kommunizieren“, erklärt Robert Weber. Durch Splitscreen-Technik kann der Bildschirm aufgeteilt werden und der Mitarbeiter kann auf der frei gewordenen Bildschirm-Fläche Hausangebote zeigen. „Ganz viele Gäste nutzen die Technik aber auch, um sich persönlich bei uns zu bedanken“, sagt Robert Weber. Denn aufgrund der digitalen Vermittlung hätten viele Kunden inzwischen gar keinen direkten Kontakt mehr zu der Ferienhausagentur. Über das System würden aber auch gerne einmal Schäden gemeldet, wenn zum Beispiel ein Glas heruntergefallen sei, erklärt Weber.

"Ganz viele Gäste nutzen die Technik aber auch, um sich persönlich bei uns zu bedanken"

Robert Weber
Geschäftsführer "Ferien auf Föhr"

„Der Besucher am Sandwall kann dann unseren Mitarbeiter auf einem Bildschirm sehen und mit ihm kommunizieren“, erklärt Robert Weber. Durch Splitscreen-Technik kann der Bildschirm aufgeteilt werden und der Mitarbeiter kann auf der frei gewordenen Bildschirm-Fläche Hausangebote zeigen. „Ganz viele Gäste nutzen die Technik aber auch, um sich persönlich bei uns zu bedanken“, sagt Robert Weber. Denn aufgrund der digitalen Vermittlung hätten viele Kunden inzwischen gar keinen direkten Kontakt mehr zu der Ferienhausagentur. Über das System würden aber auch gerne einmal Schäden gemeldet, wenn zum Beispiel ein Glas heruntergefallen sei, erklärt Weber.

In der Küche im Gewerbegebiet ist zugleich auch Platz für Konferenzen mit allen Mitarbeitern. FOTO: JÖRG BRÖKEL

Neben dem digitalen Reisebüro bietet das Unternehmen auch eine eigene App an. „Darüber kann beispielsweise ein Aufenthalt verlängert werden oder auch eine Zwischenreinigung angefordert werden“, sagt Weber. Gerade bei hochpreisigen Mietobjekten könne es durchaus vorkommen, dass die Urlauber alle zwei Tage eine Zwischenreinigung wünschten. „Zudem ist die App auch dafür gut, dass wir hier die Daten, die für die Kurkarten benötigt werden, erheben können“, erklärt Weber.

Neues Bürogebäude im Gewerbegebiet: Hier hat die Ferienhausvermittlung Büroräume. FOTO: JÖRG BRÖKEL

Doch bei aller Digitalisierung gebe es auch immer noch zahlreiche Gäste, die gerne auch auf herkömmlichem Weg ihre Buchung vornehmen würden, erklärt der Absolvent des Studiengangs Bau- und Immobilienmanagement. „60 Prozent buchen online und 40 Prozent buchen tatsächlich noch auf herkömmlichem Weg über Telefon, vor Ort oder über E-Mail“, erklärt Weber.

Dank der Software kann eine einzige Person den kompletten Bürobetrieb aufrecht erhalten

Das bedeutet bei dem anspruchsvollen Publikum, dass die Agentur auch weitgehend erreichbar ist. „Ich versuche hier den Spagat. Von 8 bis 21 Uhr ist jemand hier im Gebäude als Ansprechpartner“, sagt Weber. Dank der Software, die in den Büros eingesetzt wird, könne eine einzige Person die ganze Agentur aufrechterhalten. Das Konzept scheint aufzugehen. Derzeit sucht die Agentur nach weiteren Mitarbeitern.

„Und da unsere Ferienhäuser das ganze Jahr laufen, wird auch niemand im Winter in die Pause geschickt“, erklärt Weber. Alle Arbeitsplätze seien unbefristet und durchgängig. Das Digital-Büro am Sandwall musste jetzt allerdings im Sommer geschlossen bleiben und eröffnet erst wieder in den kommenden Tagen. Der Grund, profan: ein Wasserschaden. Dagegen ist auch die Digitalisierung machtlos.