Der Insel-Bote - Ausgabe vom 01. September 2021

Ferienvermietung entwickelt eigene Software für Kontrolle von Corona-Tests

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Der 26-jährige Robert Weber ist sich sicher, dass das „Sichere Ferien“ Portal eine Zeitersparnis von etwa 90 Prozent bei der Kontrolle von Testnachweisen bringt.

Rolf und Robert Weber sind im Frühjahr kreativ geworden — und profitieren sowie über 200 andere Nutzer noch heute davon. Sie haben eine Software entwickeln lassen, die die Kontrolle von Testnachweisen vereinfacht.

von Anna Goldbach
01. September 2021, 14:52 Uhr

WYK | Als Mitte April feststand, dass Amrum und Föhr Modellregion werden, setzte Robert Weber sich gemeinsam mit seinem Vater, von dem er zu Beginn des Jahres die Ferien auf Föhr GmbH - eine in Wyk ansässige Ferienvermietung — übernommen hatte, an einen Tisch. Eine Lösung musste her, denn die Vorgaben, um als Vermiet-Agentur an der Modellregion teilzunehmen, mussten ja irgendwie erfüllt werden. Innerhalb von zwei Wochen zusätzliches Personal für die Kontrolle und Dokumentation der für die Beherbergung notwendigen Testnachweise zu finden und einzuarbeiten, erschien utopisch. Was also tun?

„Es ärgert mich ein kleines bisschen, aber die Idee kam von meinem Vater“, erinnert sich der 26-Jährige lachend. Gemeinsam mit der Revorm Designagentur GbR, die unter anderem seit 2018 für das Marketing von Webers Vermietung zuständig ist, habe man überlegt, inwiefern sich eine Software-Lösung finden lasse — und das innerhalb von nur zwei Wochen. „Mein Vater und ich haben dann einen Haufen Ideen gesammelt, was diese Software alles können muss, um den Anforderungen zu entsprechen“, erzählt Robert Weber, „und dann haben wir gemerkt, dass das zwar ambitioniert, aber machbar ist.“

Mittlerweile nutzen über 200 Unternehmen von der Software, die eigentlich nur für die Dauer der Modellregion entwickelt wurde — gerade jetzt, wo durch die 3-G-Regel wieder regelmäßige Testnachweise für die Beherbergung erforderlich sind.

Und so funktioniert es: Mit Email-Adresse, Buchungsnummer und Heimat-Postleitzahl können Gäste, die ihre Unterkunft bereits gebucht haben, sich unter www.sichere-ferien.de in dem webbasierten Portal anmelden. Das Herunterladen einer App ist nicht notwendig. Einmal angemeldet müssen die Gäste zunächst eine Einwilligung zum Einhalten der Auflagen der Landesverordnung sowie zur Verarbeitung ihrer Daten unterschreiben. Das funktioniert bequem per Hand am Smartphone oder per Maus am Computer. Ohne diese Einwilligungserklärung ist eine Buchung nicht gültig.

Da die Dokumentationspflicht der Testnachweise aktuell nicht von Nöten ist, werden die Daten der Gäste mit Eintreten des Abreisetages gelöscht, eine Weiterleitung an Dritte erfolgt nicht, wie der Datenschutzrechtlichen Einwilligungserklärung zu entnehmen ist.

Ist die Erklärung unterschrieben, erfolgt die Weiterleitung zur Eingabe der Testtermine oder gegebenenfalls die Möglichkeit zum Hochladen des Impfnachweises.

Das System sei mit dem der Vermiet-Agentur verknüpft und würde automatisch synchronisiert, erläutert Robert Weber. „Wir müssen also keine Gäste oder Mitreisenden extra anlegen — wenn sich beispielsweise etwas am Reisezeitraum oder der Gästezahl verändert, werden diese Änderungen entweder automatisch von unseren Systemen gepflegt oder der Feriengast nimmt Änderungen in der Anwendung selbst vor.“ Dazu komme, dass das System zwei Tage vor der Anreise automatisch eine Erinnerungs-Email an den Gast schickt, überprüft, ob am Tag der Anreise dann das notwendige Testergebnis hochgeladen wurde, und ob es je nach dem weitere Erinnerungs-Mails an den Gast sowie die Vermiet-Agentur schickt. Gleiches geschieht auch, sollten die Testergebnisse nach 72 Stunden nicht aktualisiert worden sein.

„Wenn wir Gäste beherbergen, die kein Smartphone besitzen, bitten wir sie, uns den Impfnachweis per Fax oder Mail zu schicken oder vor Ort vorzuzeigen - und pflegen ihn dann selbst ins System ein“, so Robert Weber. So würde dann auch mit den Testnachweisen verfahren. Das Hochladen der Nachweise funktioniert per Foto-Upload — „unser System akzeptiert alle Bild- und auch PDF-Formate.“

Föhrer Software wird mittlerweile deutschlandweit genutzt

Also alles easy — bleibt da nur eine Frage: Überprüft das System auch die Daten der Testnachweise oder ist es theoretisch möglich, ein altes Ergebnis hochzuladen? Das sei möglich, sagt der 26-Jährige. Viel bringen würde das allerdings nicht, werden alle einlaufenden Tests doch per Klick durch ihn und seine Mitarbeiter überprüft. „Das ist das Letzte, was wir machen, bevor wir in den Feierabend gehen und kostet uns nur einige Minuten“, so Weber. Ein falsches Datum fiele dann also auf und zöge Konsequenzen mit sich. Dann müsste der Gast die Unterkunft verlassen, Urlauber ohne aktuellen Test dürfen nicht länger beherbergt werden. „Der Gast würde in diesem Fall ja absichtlich betrügen, das ist bislang glücklicherweise noch nicht vorgefallen.“

Unter Angabe dieser drei Daten können Gäste sich einloggen.
(Screenshot/Goldbach)

Hat man die Einwilligung unterschrieben, kann man seine Testtermine in das Portal eintragen - die entsprechenden Anforderungen werden im Portal aufgeführt.
(Screenshot/Goldbach)

Robert Weber hat die Ferien-Vermietung Anfang des Jahres von seinem Vater übernommen.
(Foto: Anna Goldbach)

Mittlerweile, so der Föhrer, würden Vermiet-Agenturen sowie Hotels deutschlandweit das System nutzen. Pro bestätigtem Test kostet das die teilnehmenden Gastgeber 10 Cent, pro Impfnachweis 50 Cent - Einnahmen, die an Revorm Designagentur GbR und Ferien auf Föhr GmbH gehen.

In den Einstellungen für die Gastgeber ließen sich die Parameter beliebig einstellen, so dass Unternehmen die Software beispielsweise auch für die Test-Kontrolle ihrer Mitarbeiter nutzen könnten — und das auch tun, wie Weber verrät. Auch wenn sich die Vorgaben durch die Landesverordnung wieder ändern sollten, so dass Nachweise beispielsweise alle 48 statt 72 Stunden aktualisiert werden müssten, ließe sich das von den Nutzern selbst „mit einem Klick“, wie Weber sagt, ändern.

Von der Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) sowie der Föhr Tourismus GmbH (FTG) sei das Portal bereits empfohlen worden, wie Robert Siegmund von „Sichere Ferien“ mitteilt. Vonseiten der Politik habe es bislang hingegen „aus allen Ebenen“ keinerlei Reaktion gegeben.

FTG-Geschäftsführer Jochen Gemeinhardt hielt das Portal für „eine tolle Idee“, als Weber ihm „Sichere Ferien“ vor einigen Monaten vorstellte. Gerade die einfache Handhabung sowie die Zeitersparnis hätten ihn überzeugt, wie der FTG-Geschäftsführer auf Anfrage von shz.de mitteilt — „deshalb haben wir es weiter empfohlen“. Auf die Kosten angesprochen, sagt Jochen Gemeinhardt, dass es letztlich ja den Agenturen selbst überlassen sei, das Angebot anzunehmen.

Auch zusätzliches Personal geht mit Kosten einher — und dass dieses zu Teilen benötigt wird, bestätigte eine Föhrer Vermieterin. Gerade jetzt, wo die Maßnahmen bezüglich der Beherbergung verschärft wurden, sei die Problematik der Test-Kontrolle und damit einhergehend das Sichere-Ferien-Portal „aktueller denn je“, so Gemeinhardt.