Endlose Vogelschwärme. Grüne Weite. Und vielfarbige Wolkenberge über der Marsch: In diese Landschaft, ziemlich genau nach Westen, stemmte sich der steile, beinahe fensterlose Giebel eines alten Stalls, aus dem die letzten Kühe erst gestern ausgezogen schienen. Auf dem Betonboden lag noch die Streu, durch die schartigen Balken des Dachstuhls sah man direkt in das altersgraue Reet. Draußen fegte der Wind, drinnen war es trocken und still. Außer einem Rasenmäher war nichts mehr in diesem Stall, aber er wirkte nicht verlassen. Nur gelassen. Ganz gelassen. Der Stall und das angrenzende Wohnhaus stehen so oder in ähnlicher Form seit über 200 Jahren am Ende des Dorfes. Vor einigen Jahren sind die alte Bäuerin und mit ihr die letzten Kälber ausgezogen. Ein neuer Besitzer hatte sich gefunden und war wieder abgesprungen. Der Stall und das Haus warteten immer noch. Am Rande des Dorfes, windumtost, stillgelegt. Bis eines Tages wieder Kinder auf der Wiese Fußball spielten.
Die Kinder hatten die Wiese für sich entdeckt, die Eltern den Stall. Und den unverbaubaren Blick in die Marsch. Aus dem Blick wurde ein Traum, aus dem Traum wurde ein Projekt.
Von oben nach unten wurde das alte Reetdach abgenommen, am Boden fraß die Strohpresse die borstigen alten Halme. Schon unter Reet hatte der Dachfirst interessante Wellen geschlagen. Ohne Belag sah er mager und brüchig aus. Statiker und Zimmerleute begannen, die ausgedehnte Dachfläche mit ihren wechselnden Steigungen und Versprüngen zu berechnen, zu stabilisieren, wieder herzustellen. Wo es ging, wurden die alten Balken erhalten, die meisten mussten ersetzt werden. 28 mal 32 Zentimeter dicke Pfetten (Trägerbalken) wurden eingezogen. Sturm Christian kam dazwischen und machte dem vorübergehend freistehenden, stolzen Stallgiebel den Gar-aus. Inzwischen war es Winter geworden, das neue Reet sperrte sich gegen Wind und Kälte, als es von klammen Händen in stürmischer Höhe mit Stahlseilen festgezurrt wurde.
Im Haus war es ähnlich: Wände fielen, zwischenzeitlich eingebaute Fenster wurden heraus genommen und durch denkmalgerechte, zweiflügelige Holzfenster ersetzt, die historisch kleinteilige Aufteilung der Stuben zugunsten einer großzügigen, großfamilientauglichen Nutzung aufgehoben. Überraschungen – schöne wie traurige – lauerten hinter jeder Ecke: Der kleine Kriechkeller, wohl ein alter Eiskeller, entpuppte sich als unhaltbar feucht, die wenigen alten Türen waren verzogen, die Klinken verrostet. Aber auch: Hinter den vergilbten Küchenwänden tauchten historische Fliesen auf, zarte, blaue Blumen auf weißem Grund, die sogenannte „kleine Barockblume“, wie ein Experte befand. Glücklich wurden die Kostbarkeiten abgelöst, gereinigt, eingelagert, wieder verwendet.
Wo es möglich war, wurde versucht dem alten Anwesen gerecht zu werden: Der Denkmalpfleger hatte auf wenige, kleine Gauben bestanden, auf Sprossenfenster im Wohnhaus und nüchterne, schmale Fenstern im wiederaufgebauten Westgiebel. Haustüren nach friesischem Vorbild wurden entworfen, Katzenkopf-Brüch rund um das langgestreckte Gebäude in Sand verlegt, um den vom Reet herabstürzenden Regen aufzunehmen. Alles erst möglich durch die engagierte, hochwertige Arbeit der Föhrer Fachleute.
Innen wurde die Aufteilung in Stall und Wohnhaus beibehalten, hier wie dort entstand je eine große Wohnung mit hellem, weiträumigen Eingangs- und Wohnbereich, offener Küche, je einer Sauna, vielen Bädern und gemütlichen kleinen Schlafzimmern im Dachgeschoss. Eingerichtet in dezenten Farben, zum Teil alten Bauernmöbeln, Alkoven und Kachelofen entstand ein Rückzugsort des Komforts und der Entspannung.
Draußen gackern immer noch die Hühner, auch ihr Stall wurde instandgesetzt. Der urige Bauerngarten am Wohnhaus wurde minimal gestutzt und durch eine große Terrasse ergänzt. Auf der anderen Seite, wo zu Füßen des alten Stallgiebels ehemals Landmaschinen und Silage lagerten, entstand eine zweite Terrasse – mit dem geliebten Blick in die endlose Weite der Marsch. Aus dem Blick ist ein Traum geworden.
In diesem Traum kann man Urlaub machen!