FÖHR - die schönsten Seiten der Insel

Wenn and’re eine Reise machen, dann kann man was erleben

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Im Frühjahr 1999 saßen mein Mann und ich mit unseren Kindern in den Osterferien am Wyker Strand und genossen den Urlaub. Der von mir so nebenbei bemerkte Satz, „Ich finde die Leute, die hier leben dürfen, haben es so gut wie in Bullerbü“, hat eine große Wende in unserem Leben gebracht. Im August 1999 zogen wir von Bielefeld nach Föhr. Wir gaben unsere Selbstständigkeit auf und betraten ein berufliches Neuland. In Midlum kauften wir für uns und unsere drei Kinder ein Haus. Sofort fingen wir an, die eigenen Ferienwohnungen im Obergeschoss und unser Haus im Friesenweg mit 4 Ferienwohnungen zu vermieten. Das Einrichten der Ferienwohnungen und der Kontakt zu unseren Gästen machten uns von Anfang großen Spaß und bescherte so manche Anekdote.

Wir kamen einmal in unsere liebevoll eingerichtete Wohnung und waren total verdutzt. Unser Feriengast hatte die Möbel umgestellt! Auf dem Tisch lag der erklärende Zettel: „Ich finde ihre Wohnung sehr schön, habe sie mal nach Feng-Shui umgestellt. Ich hoffe, es gefällt.“ Aha. Nach und nach nahmen wir noch Wohnungen unserer Nachbarn in unser Repertoire. Wir stellten amüsiert fest, wie unterschiedlich die Gäste aus verschiedenen Ländern sind. Die Deutschen reisen immer noch gern mit dem Auto, auch wenn es nur vor dem Haus parkt und man sich auf der Insel nur mit dem Fahrrad bewegt. Das Auto ist so bepackt, dass höchstens noch eine Briefmarke in den Kofferraum passt. Es ist beliebt, sogar eigene Bettwaren mitzubringen oder die eigene Kaffeemaschine, der Grill etc.. Einmal fragte uns eine dreiköpfige Familie aus Berlin, wo der Zweitwagen geparkt werden kann. Ich schaute wohl etwas überrascht. Dann kam die Erklärung dazu: „Mein Mann hat wenig Freizeit und somit ist der Zweitwagen sozusagen die mobile Videothek und Bücherei“. Da sich viele Gäste über zu hohe Benzinpreise und auch hohe Fährkosten beklagen, haben wir für alles Verständnis. Eine andere Familie kommt immer mit einem riesigen Anhänger. Darin parkt das eigene Quad und andere kleine Fahrzeuge für die Kinder. Die Schweizer dagegen reisen praktisch an. Die bequemen Schuhe haben sie an und das Gepäck befindet sich im Rucksack. Eine Waschmaschine ist ja im Ferienobjekt. Da können wir Deutschen nur staunen, wie unkompliziert verreisen sein kann.

Der Gast ist König. So schicken wir auch alles Liegengebliebene an unsere lieben Gäste zurück. Ein Paket wurde mit den niedlichen, vergessenen Kindersandalen verschickt. Die Resonanz war überraschend. „Wir haben die Schuhe extra da gelassen. Die Größe war nicht mehr passend.“ Ein anderes Mal sollten wir nach den Weihnachtsferien ein Fotoalbum nachsenden. Es stellte sich heraus, dass die Ehefrau ihrem Ehemann Erotikfotos geschenkt hatte. Wir haben sie natürlich zurückgesandt mit dem Hinweis, dass wir wissen, wie wertvoll diese Fotos sind. Leider haben wir die Gäste nicht mehr wiedergesehen.

Wir lieben das Vermietungsgeschäft, weil es so viele Facetten hat. Im Laufe der Jahre ist unser Vermietungsgeschäft stetig gewachsen. Unser neuer Standort ist seit 2010 Wyk. Nachdem wir uns zehn Jahre lang in Midlum sehr wohlgefühlt haben, tauschten wir unser Midlumer Haus in ein altehrwürdiges Haus im Zentrum von Wyk. Der Hotelkomplex wurde abgerissen und zusammen mit drei befreundeten Ehepaaren errichteten wir neun neue Ferienwohnungen. Nach den langen Vermietungsjahren hatten wir jetzt reichlich Erfahrung gesammelt, wie Urlauber sich wohlfühlen. Sehr viele Gäste schätzen die unmittelbare Erreichbarkeit zum Hafen, dem Strand und dem Stadtleben. Das Urlaubsverhalten in Wyk ist oftmals anders als auf dem Land. Es gibt sogar Urlauber, die am Ende des Urlaubs nicht mal Föhrland gesehen haben. Umgekehrt gibt es dieses Phänomen natürlich auch. Ein älteres Ehepaar verbrachte mal einen dreiwöchigen Urlaub in Midlum und saß Tag für Tag auf der schönen Terrasse. Ist ja wunderbar, aber ich wunderte mich schon. Irgendwann erklärten sie mir dann, dass sie ein halbes Jahr Weltreise hinter sich haben und sich jetzt nur auf Föhr erholen wollen. Ein Arzt entschuldigte sich übrigens mal, dass er auf unserer Terrasse Unkraut gezogen habe. Er ärgerte sich über sich selbst, aber er könne nichts dafür, es wäre zwanghaft. Ich dankte schmunzelnd und stellte ihm für nächstes Jahr eine andere Terrasse mit viel Arbeit in Aussicht.

Ein beliebtes Thema mit den Gästen im Urlaub ist immer wieder das Wetter. Dabei muss ich lernen, dass die meisten auf jedes Wetter eingestellt sind und nicht bei jedem Wetter leiden. So bedauerte ich wieder einmal einen Jugendlichen, der im strömenden Regen vor dem Haus stand. Dieser entgegnete, dass er gerade einen Surfkurs belege und dieses Wetter geradezu liebe. In einem anderen Fall schimpfte die Ehefrau bei der Verabschiedung über das schlechte Wetter, woraufhin sie der Ehemann erstaunt fragte, warum sie denn so braun sei. Vor Jahren fragte mal ein Gast am Telefon, ob sich in der Ferienwohnung auch eine Dusche befindet. Mein Mann verneinte und antwortete, dass er zum Duschen immer ins Nachbarhaus zu unseren Nachbarn müsse. Da diese arbeiten, müsste man sich nur über die Duschzeiten einig werden. Da musste der Wohnungssuchende doch lachen. Kürzlich unterhielt sich eine Dame aus Süddeutschland am Telefon mit meinem Ehemann über Ebbe und Flut. Spontan fragt sie: „Ja, was ist denn nun in unserem Urlaub, wenn wir kommen, haben wir dann Ebbe oder Flut?“

Zu Beginn sind wir mit zwei Personen gestartet. Mittlerweile setzen sich sieben fleißige Menschen für die Zufriedenheit unserer Feriengäste ein. Von anfänglich vier eigenen Ferienwohnungen hat sich der Bestand auf mittlerweile 75 Ferienwohnungen erweitert.

Dieses sind ein paar nette Begebenheiten in unserer 15jährigen Vermietungszeit. Wir lieben das Geschäft immer noch. Es haben sich in den langen Jahren einige Freundschaften zu den Gästen, aber auch zu einigen Wohnungseigentümern entwickelt. Wir blicken schon gespannt auf die nächste Saison, die mit Sicherheit wieder überraschende Situationen bringt.